Regie: Veronika Glasunowa
Geboren 1981 in Leningrad, Russland
1993 Emigration nach Deutschland
2000-2005 Studium an der Universität zu Köln, Fachrichtung Germanistik
2005-2010 Studium an der Sankt-Petersburger Staatlichen Hochschule für Darstellende Künste, Diplom in der Kategorie “Dokumentarfilmregie”
2013-2017 Arbeit am Debütfilm “Langes Echo”, Drehbuch und Regie, Premiere des Films bei Visions du Reel 2017
2008 Regisseurin von Massenszenen im Historiendrama von Ilya Hrzhanovski, Arbeitstitel „Dau“ am Lenfilm in St. Petersburg
2004-2005 Regieassistentin beim Sender WDR
2001-2004 Schauspielerin beim Theaterprojekt „Solana-Theater“ in Köln | 2015-2020 Flüchtlingsarbeit in Berlin, u.a. für psychologische Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Regie: Lukasz Lakomy
Geboren 1971 in Krakau, Polen
1993 Emigration nach Deutschland
2000-2001 Ausbildungsprogramm der Studiobühne Köln in Bereichen Schauspiel
2000-2005 Studium an der Universität zu Köln , Fachrichtung Philologie
2005-2010 Studium an der Sankt-Petersburger Staatlichen Hochschule für Theaterkunst (SPbGATI), Fachrichtung Dokumentarfilmregie
2000-2002 Mitarbeit an der Studiobühne Köln in Bereichen Lichttechnik, Bühnenbild und im Studiobühne Filmclub
2001-2003 Regieassistenz am Theater im Hof Köln
Regiekommentar:
Mir und meinem Co-Autor Lukasz Lakomy war es wichtig, die Hintergründe und den Nährboden für diesen Krieg aufzuspüren. Vor allem interessierte uns das sowjetische Erbe, der Nachhall, das lange Echo des sowjetischen Denkens, das die Menschen scheinbar nicht so leicht aus sei- nen Fängen entlässt. Wie Frank, der Taxifahrer aus Tansania, ein wichtiger Beobachter des Ge- schehens von außen, im Film formulierte: „Die Menschen sind es gewohnt, dass andere für sie denken. Lass Moskau für uns denken!“ So in etwa lässt sich der Infantilismus des Sowjetmen- schen beschreiben. Während der langen Zeit unter der sowjetischen Herrschaft ihres Wirkungs- raums beraubt und bevormundet, haben viele Menschen auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht gelernt, ihr Schicksal und die Neugestaltung einer bürgerlichen Gesellschaft in die eigene Hand zu nehmen. Als Folge dessen flüchteten die Menschen in imaginäre Welten, in eine innere Emigration. Viele suchten verzweifelt nach etwas oder jemanden, der den all- mächtigen Staat ersetzen könnte, zum Beispiel neue Religionen oder Heilmittel aller Art. Wie ergeht es der Jugend, die auf diesem Scherbenhaufen aufwächst? Der Generationenkonflikt ist ein wichtiger Bestandteil des aktuellen Diskurses in der Ukraine.
Bei unseren Protagonisten*innen hat uns sofort ihre Verbundenheit und Liebe für ihren Heima- tort Dobropillja fasziniert, aber auch irritiert. Als entwurzelte Migrantenkinder können wir diese Verbundenheit schwer nachvollziehen. Auch haben wir uns gefragt, wie überlebt man in einer Atmosphäre völliger Ohnmacht und wie wichtig werden dann Vorstellungskraft und Glaube? Ist es eine Art Überlebensstrategie von Menschen in Krisengebieten, ungewöhnlichen Tätigkeiten nachzugehen?
Filmische Umsetzung:
Kurz vor unseren Dreharbeiten wurde die Stadt zeitweise von Separatisten eingenommen und wieder zurückerkämpft. Wir sind daher in einem kleinen Team unterwegs gewesen. Es gab da- her viele Aspekte der Sicherheit für die Produktion zu bedenken und zu beachten. Kurz vor den Dreharbeiten ist unser Kameramann aufgrund der damaligen Sicherheitslage abgesprungen, die Kamerafrau Caroline Guimbal hat seinen Platz übernommen. In der Kameraarbeit war es uns wichtig authentisch zu dokumentieren und den Protagonist*innen ihren Raum im Bild zu lassen. Das führte zu tablauartigen Bildern, die ohne eine Inszenierung zu sein, eine Anmutung davon haben und in gewisser Weise auch die Entrücktheit der Menschen ausdrücken. Wir haben uns von der Umgebung und Atmosphäre in Dobropillja inspirieren lassen. Über dem Ort liegt ein Schleier von Staub, wie es einige Bergarbeiterstädte haben, dies spiegelt sich in den Bildern und der Farbgebung des Filmes wider, unabhängig von den Jahreszeiten ist es eine gleichbleibende visuelle Komponente, ein Gefühl, dass wir in den Bildern aufgesaugt haben, ohne es künstlich in der Farb- und Bildbearbeitung herzustellen.