Aslı Özarslan
19.07.1986 in Berlin, studierte von 2007-2011 Theater und Medien an der Universität Bayreuth sowie Philosophie und Soziologie an der Université Sorbonne IV in Paris. Es folgten redaktionelle Tätigkeiten für 3sat Kulturzeit, ZDF, ARD Auslandstudio Warschau.
Sie besuchte Filmworkshops in Israel und in der Türkei. Von 2012-2017 folgte ein Studium der Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg.
2014 erhielt sie das Deutschlandstipendium, 2015 das Stipendium der Akademie der Künste in der Sektion Film- und Medienkunst und 2017 das Stipendium der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2023 wurde sie von NETFLIX für ein Talent Workshop in Prag eingeladen.
INSEL 36 (2014) und ihr Diplomfilm DIL LEYLA (2016) gewannen internationale und nationale Auszeichnungen. Ihr aktuelles Debütfilmprojekt ELLBOGEN (2024) hat seine Weltpremiere auf der 74. Berlinale in der Sektion Generation.
Filmographie (Auswahl)
2016 DILLEYLA, 71 MIN
2014 INSEL36, 61 Min
2012 KANAK SPRAK BIST DU
2009 REFLEKTZONE, Kurzfilm
DIRECTOR’S NOTE
„Scham ist schlimmer als Angst“, sagt Hazal im Roman ELLBOGEN wütend zu sich selbst und spie-gelt damit ihre eigene Innenwelt. ELLBOGEN ist ein atmosphärisch dichtes Porträt einer jungen Frau, die einen hohen Preis zahlt, um sich von den Projektionen der Gesellschaft zu befreien. Vor allem die Tat und Hazals scheinbar fehlende Reue haben uns gepackt und lassen uns nicht mehr los. Hazal wendet sich – im positiven Sinne – von der Meinung der Mehrheitsgesellschaft ab. Doch sie ist weder ein eindimensionales „Opfer“ noch eine Muster-Migrantin, die alles richtig macht. Sie ist eine komplexe Frauenfigur, die sich der Täter-Opfer-Dichotomie verweigert. Für uns ist sie eine manchmal ruppige, aber dennoch sympathische Figur. Sie trägt dazu bei, die Barrieren der Gesellschaft aufzuzeigen, die so schwer zu durchbrechen sind. Hazals Welt ist eine, die nicht nur ich, sondern viele Migrant*innen in Deutschland und Europa kennen. Es ist ein Leben, das darin besteht, sich ständig behaupten oder beweisen zu müssen. In Hazal wird diese Gesellschaft entlarvt. Ihre Stärke berührt uns tief.