Ulrike Schaz wurde in Süddeutschland geboren und lebt in Hamburg St. Pauli. Sie studierte an der Kunsthochschule Stuttgart und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1989 realisierte sie ihren ersten Essayfilm: Hommage an einen Raum. Die Werkstatt meines Vaters. Seither arbeitet sie als unabhängige Filmemacherin. Sie hat Dokumentar- und Essay-Filme in Thailand, Indien, Bangladesch und Europa gedreht. Einige ihrer Filme entstanden aus ihrem langjährigen Engagement in internationalen feministischen Netzwerken. Seit 2005 unterrichtet und mentoriert sie als Tutorin der Yangon Film School in Myanmar. Seit 1999 hat sie ein Atelier im selbstverwalteten Projekt „Ottenser Werkhof“ in Hamburg. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm.
Regiestatement
Am 13.11.2015 wurde Paris von einer Serie von Attentaten heimgesucht. Sie richteten sich gegen die Zuschauer eines Fußballspiels, gegen die Besucher eines Rockkonzertes, sowie gegen Menschen, die in Bars, Cafés und Restaurants saßen. 170 Menschen wurden getötet, fast 700 verletzt.
Freunde und Freundinnen fragten mich, wie es mir gehe, wenn ich Nachrichten über diese jüngsten Anschläge in Paris höre. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Es war, als ob eine Mauer um mich wäre und ich würde nichts empfinden können. Erst einen Tag danach kam ich auf die Idee, Jean Marie anzurufen und ihn zu fragen, wie es ihm ginge. Ich stellte mir plötzlich vor, er sei ein zweites Mal in seinem Leben zufällig in die Nähe eines terroristischen Anschlags geraten. So wie damals, im Jahr 1975, als wir beide in Paris auf eine Party wollten, auf der nahezu zeitgleich der erste international agierende Terrorist Carlos um sich geschossen und drei Menschen getötet hatte.
2015 schaute ich mir im Fernsehen die Bilder von der fieberhaften Suche nach den Tätern von Paris an und fragte mich, wie viele Unschuldige unter dem starken Druck nach Fahndungserfolgen ins Visier von Geheimdiensten geraten waren und dort gespeichert blieben. Wie immer nach Terroranschlägen waren auch jetzt wieder Stimmen nach flächendeckender Überwachung, Vernetzung der Behörden und einem kompletten länderübergreifenden Datenaustausch laut geworden.
Ich war damals 25 Jahre alt und das Attentat in der Rue Toullier in Paris hatte mein Leben auf einen Schlag verändert. Jahrelang versuchte ich, diesem System von Verdächtigungen, falschen Zuschreibungen, länderübergreifender Vernetzung und Speicherung zu entkommen.
Aber dies ist schier unmöglich – „PARIS kein Tag ohne dich“ erzählt davon.